© tommyS / PIXELIO

Schwere Zeiten für den „Qualitäts“-Journalismus – Gute Zeiten für die Wahrheit

Der Focus in München führt unter Leitung von Chefredakteur Helmut Markwort einen Stellen-Kahlschlag durch. Auch in vielen anderen Redaktionen sieht es nicht gut aus. Neben immer mehr Lesern verlieren die Massenblätter auch die Sponsoren, ihre Werbekunden.

Droht dadurch noch schlimmere Medienkonzentration durch immer größere Verlagskonzerne? Oder werden die Journalisten jetzt gezwungenermaßen zu Wahrheitskämpfern?

Zwar könnten die Zeitungen und Magazine in Ermangelung an der Pflicht zur inhaltlichen Rücksichtnahme auf ihre Anzeigenkunden endlich auch einmal kritischer und v.a. ehrlicher berichten. Doch leider sind die Leser kaum bereit, ein Vielfaches des Verkaufspreises zu bezahlen, der natürlich ohne Werbefinanzierung sehr stark steigen müsste.

Weil Letzteres schier unmöglich ist, sieht sich der Focus genötigt, seine Kosten zu senken. Die Süddeutsche berichtete am 09.06.2010 über diese drastische Maßnahme:

Es geht um die „allgemeine Medienkrise und den damit verbundenen starken Anzeigenrückgängen“ und um den geschrumpften Umfang des Nachrichtenmagazins. Offiziell war vor Monaten noch dementiert worden, dass Focus Verluste mache.

Die Lösung: Alle 280 Mitarbeiter erhalten ein Abfindungsangebot. Es wird einen Stellenabbau en gros geben. 40 bis 50 Jobs fallen weg.

Zunächst werden sicherlich die besten Journalisten das Unternehmen verlassen, weil diese am schnellsten wieder eine neue Stelle finden werden. Zurück bleiben nur die Zweitbesten, was sich mittelfristig aber auf die Qualität des Magazins niederschlagen wird. Damit ist ihr finales Ende bereits halb eingeläutet.

Wen trifft nun diese Medienkrise und warum? In der BRD besitzt der Journalismus grundsätzlich zwei Standbeine:

  1. Öffentlich-rechtliche Medien
  2. Privatwirtschaftliche Medien

Im öffentlich-rechtlichen Bereich werden zwar auch Werbeeinnahmen erzielt, doch der überwiegende Teil der Einnahmen rührt aus den – nicht gesetzlich legimierten, sondern zwangsweise erhobenen – Rundfunkgebühren.

Diese Art der Finanzierung sollte eigentlich genau das Problem vermeiden, mit welchem die Privatmedien zu tun haben. Weil diese nämlich zum großen Teil von den Umsätzen ihrer Werbekunden abhängig sind, tun sie sich logischerweise schwer damit, bestimmte Themen beim Namen zu nennen, welche ihren Finanzierern zuwiderlaufen. Ein Werbekunde wird sicherlich die ihm gegenüber kritischen Zeitungen oder die ihn zu laut tadelnden Sender meiden und sich andere Publikationsanbieter suchen, die seinen Wünschen eher entsprechen wollen.

Doch so schön der Vorteil der öffentlich-rechtlichen Anbieter klingt, so wenig existiert er in der Realität. Nicht die Konzerne nehmen auf diese Medien Einfluss, dafür aber die Politik umso mehr. In den Aufsichtsräten der Sender sitzen nämlich Parteifunktionäre und diese werden nach Gutdünken der Regierenden regelmäßig passend umbesetzt. Wohlgemerkt handelt es sich bei Parteien ebenfalls um private Organisationen. Soviel zum Thema „öffentlich-rechtlich“.

Wirklich eine schöne Freiheit der Medienlandschaft, mit der wir es hier zu tun haben. Es gibt keinen Anbieter von Informationen – dies ist das eigentliche Kerngeschäft aller Medienunternehmen – der nicht an irgendeiner Stelle geringfügig bis maßgeblich von Dritten beeinflusst würde. Die sogenannte Vierte Gewalt ist damit ad absurdum geführt.

Diese massive Einflussnahme, auf die dem Volk ganz selektiv zur Verfügung gestellten Informationen, hat insofern kaum etwas mit gesteuerten und zensierten Vorgaben „von oben“ zu tun, wie man es in „Verschwörungskreisen“ häufig hört. Vielmehr ist es eine Art von Selbstzensur und Obrigkeitshörigkeit, immer im Hinblick auf den, der die eigenen Brötchen finanziert:

Wes Brot ich ess‘, des‘ Lied ich sing.

Auch die Aussagen von erfahrenen Insidern der Medienbranche bestätigen dies. Oliver Janich, freier Redakteur bei Focus Money, sagte in Bezug auf die Veröffentlichung seines Artikels „Wir glauben euch nicht“ über die Lügen des 11. September:

Was viele übersehen: Es ist gar nicht notwendigerweise eine große Medienverschwörung nötig, damit solche kritischen Geschichten nicht kommen, gerade bei Großereignissen. Jeder hat nämlich Angst, sich mit den nächsten Hitler-Tagebüchern zu blamieren. Der Alltag in einer Redaktion läuft so:

In der Redaktionskonferenz werden die Geschichten vorgeschlagen und sofort von der Runde kritisiert. Da hat jeder Angst sich zu blamieren. Und gerade so unglaubliche Geschichten wie Klimaschwindel oder 911 haben es da schwer. Es kommt sofort die Kritik: So ein Quatsch, sowas würde doch sofort rauskommen, zu viele Mitwisser usw… Erst wer sich jahrelang damit beschäftigt, kommt irgendwann zu der Überzeugung, dass da etwas nicht stimmt. Diese Zeit haben die Chefredakteure gar nicht.

Ich habe das Thema viele tausend Stunden lang recherchiert und auch jedem meiner Kollegen davon erzählt. Ich gelte aber in der Redaktion deshalb als „Spinner“ (wörtliches Zitat von der Focus Weihnachtsfeier). Die meisten Kollegen glauben mir nicht, obwohl Ihnen keiner befohlen hat, die offizielle Verschwörungstheorie zu schlucken. Nun liegt es zufällig in meinem Charakter, dass es mir egal ist, ob mich andere für verrückt halten, solange es nicht mein Hausarzt ist. Den meisten Redakteuren ist es aber nicht egal, was der Chef von Ihnen hält.

Auch Udo Ulfkotte, Autor zahlreicher Bücher und als Journalist für den Kopp-Verlag tätig, meinte dazu in einem Interview mit Michael Vogt:

Ich habe 17 Jahre bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gearbeitet und kann wirklich reinsten Gewissens sagen: Ich habe weder bei der FAZ, noch bei anderen Medien – ich war lange Zeit auch beim in Hamburg ansässigen Verlag Gruner und Jahr – ich habe niemals dort irgendeine mediale Schweigevereinbarung gesehen, sondern ich habe stetig etwas anderes erlebt.

Ich habe ständig erlebt, wenn man über solche Themen sprechen möchte, dass in einer Konferenz gesagt wurde: Das ist kein schönes Thema, das bringt nur Ärger. Besser nicht. Nimm lieber ein anderes Thema.

Also man wusste – egal wo ich gewesen bin – nach einiger Zeit, mit welchen Themen kann man ganz locker umgehen, über welche kann man berichten und wo macht man eigentlich besser die Augen zu.

Die scheinbare Verschwörung gegen die Wahrheit hat ganz offensichtlich wenig mit der Realität zu tun. Im Ergebnis ist es jedoch relativ egal, aus welchem Grund die Zuschauer und Leser der Massenmedien belogen werden bzw. warum ihnen bestimmte Informationen vorenthalten oder diese möglicherweise geschönt und verharmlost dargestellt werden.

Dank Internet finden allerdings immer mehr Menschen heraus, dass und wie sie durch Wahrheitsentzug manipuliert werden. Natürlich entlädt sich die Wut dieser Menschen nach dem Verdauen der ersten Fassungslosigkeit zunächst im Boykott der Lügenmedien.

Diese Erkenntnis breitet sich inzwischen mit immer größerer Geschwindigkeit in der Bevölkerung aus und daher bekommen die Medienkonzerne nun erstmals die Auswirkungen zu spüren: Die Menschen wollen nicht mehr belogen werden, sie kündigen massenhaft ihre Zeitungs- und Zeitschriftenabonnements.

Es ist im Grunde genau dasselbe wie mit den meisten unserer Anliegen: Wenn wir sichergehen wollen, dass eine Sache gut und verlässlich ausgeführt wird, dann bleibt uns keine andere Wahl, als entweder alles selbst zu machen oder den Machern ganz genau über die Schulter zu schauen. Was beim Handwerker mit einer Sichtprüfung erledigt werden kann, führt bei anderen Aufgaben schon zu deutlich mehr Einsatz.

Wer seine Lebens- und Arbeitsleistung sichern will, der wird nicht darum herumkommen, einen großen Bogen um jede Art von Bank-, Versicherungs- und Vermögensberatern zu machen, um den besten Anlageweg zu finden. Ein typisches Beispiel dafür ist die Plattform Hartgeld.com. Schonungslos und auf ganz spezielle Weise erhält hier jeder eine kostenlose Grundausbildung in fast allen Finanzangelegenheiten. Was der Leser daraus macht, ist allein seine Entscheidung und liegt gänzlich in seiner eigenen Verantwortung.

Genauso sieht es beim Thema Informationen aus. Wenn Sie die Aussagen der Medien überprüfen wollen, müssen Sie sich selbst auf die Suche machen – idealerweise im Internet – und können dort kostenlos das finden, was Sie wissen möchten. Dabei wird jedem schnell klar, dass Informationsbeschaffung und -selektion keine ganz leichte Sache ist und sich schnell zur Vollzeitaufgabe entwickeln kann.

Hier gibt es glücklicherweise ebenfalls große Unterstützung. Dank den inzwischen unzähligen alternativen Medien wird die Informationssuche deutlich erleichtert. Leider lauert hier eine neue Gefahr: Nur weil man sich bei „alternativen Medien“ oder „Wahrheiten.org“ informiert, hat das Vermittelte noch lange keinen pauschalen Wahrheitsanspruch. Wer es bequem haben möchte, der kann auch weiterhin täglich um 20 Uhr den Verblödungsverstärker einschalten.

Nur wer immer wieder von neuem selbst prüft – anstatt alles blind zu glauben – und ein kritischer Mensch bleibt, der kann sicher sein, den alten Medienfängen entronnen zu sein und nicht gleich den nächsten Anbietern in die Falle zu laufen.

12 Replies to “Schwere Zeiten für den „Qualitäts“-Journalismus – Gute Zeiten für die Wahrheit”

  1. Man kann dieser Gesellschaft im wahrsten Sinne Stück für Stück die Kündig-
    ung aussprechen!
    Genau das ist erforderlich und geschieht.Es braucht sehr viel Zeit,Schocker-
    eignisse mit Lernwirkung beschleunigen.
    Das sind unsere grundsätzlich friedlichen Mittel!
    Deshalb fordern die Tyrannen in und außerhalb von uns ja auch so vehement
    Unruhen und reizen uns bis auf`s Blut.
    Nun denn,das Spiel geht weiter und vermutlich bis in den Tie-Break!

    Gruß von Uwe

  2. Der Focus war noch nie ein besonders informative Zeitung. Die Artikel sind zu oberflächlich, gehen nicht ins Detail.
    Herr Markwort ist natürlich mit den Politikern auf Tuchfühlung und man merkt es auch bei dem Stammtisch auf dem BR jeden Sonntag. Denn wenn sich da ein Gast über Politiker auslässt, geht er sofort dazwischen und lenkt das Gespräch in eine andere Richtung.
    Nur wenige Gäste dürfen ohne Unterbrachung sagen was sie denken. Wie der Fuchsberger letzte Woche.
    Dieter Hanitzsch spricht mir immer direkt aus der Seele, er hat eine normale Denkweise, die dem Empfinden eines durchschnittslichen Bürgers entspricht.
    Im Internet auf Informationbeschaffung zu gehen, bedeutet alles zu lesen, die politisch Korrekten und die Alternativen, dann muss man sich sein Bild von der möglichen Wahrheit selber schustern. Auch mit etwas Logik und gesundem Verstand sollte es möglich sein, Manipulierte Nachrichten selbst herauszufiltern.
    Leider zu kompliziert für Viele.

  3. „öffentlich-rechtlichen Anbieter“ ? Das ist schon Lüge und vermittelt den Menschen den Eindruck, das hier etwas ehrlich informiert wird. Es sind gesteuerte „Hofberichterstatter“.
    Hier und in vielen anderen Ländern wird nach dem Leitsatz gehandelt: „Wahr ist das, was was man den Leuten wahr macht.“
    Solange man die Leute in Unwissenheit hält, kann man sie nun mal besser lenken und kontrollieren.
    Ein sehr gutes Beispiel was die Kreuzigung von Jesus. Wie man die Massen manipuliert hat um einem Mörder einen Heiligen vorzuziehen.
    Und heute würde es nicht anders sein.

    Der Grund, warum Menschen zum Schweigen gebracht werden ist nicht weil sie lügen, sondern weil sie die Wahrheit sagen. Wenn Menschen lügen, können ihre eigenen Worte gegen sie angewandt werden, doch wenn sie die Wahrheit sagen, gibt es kein anderes Gegenmittel als die Gewalt.

  4. Danke für den Beitrag.

    Zu den Abhängigkeiten von den Werbetreibenden kommt aber noch die Political Correctness, die „in der Luft liegende“ Zensur. Schließlich haben die Funkhäuser und Zeitungsverlage alle einen (oder mehrere) Besitzer. Als solcher entscheide ich (per Richtlinie an die Redakteure), was ich z.B. NIEMALS in meiner Zeitung lesen will. Spielt dann einer der Journalisten den dicken Mann, schmeiß ich ihn raus!

    In einem Auszug aus „Das Medienmonopol“ (M.A.Verick, 2006) lesen wir:

    Seit Herbst 2003 konzentriert sich die offizielle Kontrolle der meisten Medienbeteiligungen in den „zivilisierten Nationen“ der „internationalen Gemeinschaft“ auf nur fünf Medienriesen: AOL Time Warner – Viacom – NBC Universal – Bertelsmann – Murdoch (News Corp.) . . . Ganze FÜNF Riesen diktieren also, was die Masse denken und wie sich unterhalten werden darf.

    http://www.rodagon.wordpress.com

  5. Zu den dürftigen Wahrheiten in den verschiedenen Print-Medien dürfte aber auch noch ein Schuß Wirtschaftskrise eine Rolle spielen, da ja inzwischen auch bei der Mittelschicht (z.B. Beamte) der Geldbeutel kleiner wird.

    Während die IG Metall ihren Mitgliedern jedes Jahr so um die 3% Erhöhung bescheren konnte (was natürlich auch zu wenig war im Vergleich zu den Gewinnsteigerungen der Firmen bzw. besser Konzernen und vor allem der Erhöhungen der Vorstandsgehälter und im Verhältnis zu den umgebenden Nachbarländern, s. den Vergleich vor 2 1/2 Jahren bei den Lokführergehältern) gab es bei Beamten (z.B. bei Lehrern) alle drei Jahre vielleicht mal 1-2% Erhöhung.
    Dass heute keiner mehr Lehrer oder sonstwie Beamter (z.B. auch als Polizist bei erhöhter Gewalt in der Gesellschaft und bei sehr geringen Aufstiegsmöglichkeiten) werden will, leuchtet da wohl ein.

  6. Wenn alle ihre Abos künden und auch keine Zeitung am Kiosk kauft kommen die Verlage noch mehr in Sparzwang und werden noch abhängiger vom Werbekuchen.

    Vor einigen Jahren habe ich meine bisherige Zeitung (Tagesanzeiger) gekündigt.
    Der Kündigung habe ich ein nettes Briefchen beigelegt mit meiner Begründung: Entdeuschung, immer Blick/Bild-mässiger, viele irelevante Artikel, viel Blablabla.

    Dann habe ich mir die NZZ abonniert. Auch mit Briefchen (Zuverlässig, tiefgründige Analysen und Meinungen… und meiner Hoffnung ausdruck gegeben, das das so bleibt bzw. noch besser wird.

  7. „Qualitätsmedien“: Qualität verkauft sich von alleine, wenn man sich schon beweihräuchern muß…alles klar. Das ist so wie in einer Kfz-Werkstatt: „…unser hochqualifiziertes Fachpersonal…“…sollte die Bremsen reparieren und hat die ganze Karre kaputtrepariert.
    Ferner, ZITAT: „In der Redaktionskonferenz werden die Geschichten vorgeschlagen und sofort von der Runde kritisiert. Da hat jeder Angst sich zu blamieren.“….was ist das?? Eine Besprechung oder Spießrutenlaufen???
    In vielen japanischen Firmen gibt es täglich eine 5 min Besprechung:“Wir müssen immer die Frage stellen, ob das, was heute richtig ist, morgen noch besser gemacht werden könnte.“ Oder: Die Putztfrau, die am Fließband einen Fehler entdeckt, hält sie es an(0-Fehler-Prinzip). D A S aber setzt Kommunikation zwischen allen Ebenen voraus. Nun, bei den Bilderberger-„Qualitätsmedien“ gibts halt nur eine Kommunikationsrichtung: Befehl von oben nach unten, widersprechen verboten, siehe die berühmte Pyramide…

  8. Das Wort Müllpresse bekommt zunehmenst eine 2.Bedeutung. Ich glaube es hat neben der „Bitte“ von Big Brother nichts unbequemes zu berichten finanzielle Hintergründe von der Wirtschaftsmacht. Medien sind Kapitalisten und gehören Bertelsmann und Springer. Der ungebremste Kapitalismus mit seien Neofeudalen Machtstrukturen bedient sich allen undemokratischen Mitteln um aus dem Bürger wieder einen Untertan zu machen.-Ein krasses Beispiel.Ich arbeite in der Luftfahrt bei einer großen Luftfahrtgesellschaft.Morgens kommen containerweise Zeitungen und Zeitschriften für die Passagiere.Die Zeitschriften und Zeitunen kommen in so großer Anzahl,daß die meisten davon nach dem Flug ungeöffnet Bundweise in den Papiercontäiner wanden.Das geschätzte Gewicht der mitgeschleppten Medien ist so hoch,daß es bestimmt ein bis zwei Passagiergewichte ausmacht.An Bord findet man speziell den Focus,Blödzeitung,die Welt,Financial Times ,aber auch richtig teuere Magazine,Beauty und Men´s Health.2.Teil folgt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert