ESM: Einer geht noch, einer geht noch rein
Eben noch war die Krise vorbei und das Schlimmste ausgestanden, da geht plötzlich wieder alles von vorne los. Wie aus dem Nichts brauste eine Art Finanz-Tsunami in Richtung Italien und konnte offenbar in letzter Sekunde abgewendet werden.
Die EU-Fürsten sind dennoch allesamt in Panik, weil ihr Machtsystem erneut ernsthaft zu kippen droht. Asoka Wöhrmann, Mitglied der Geschäftsführung des Fondsverwalters DWS, sagte am 11.07.2011 im Interview mit der Frankfurter Rundschau:
Die Lage ist äußerst prekär. […] Das hat zu einem Übergreifen der Griechenland-Krise auf die anderen Länder geführt. Jetzt stehen auch schon Italien und Spanien im Fadenkreuz. Wenn die Politik und die EZB nicht bald entschieden eingreifen, kommt es zur Kernschmelze unseres Finanzsystems.
Natürlich schaffen die Länder es nicht, denn sie versuchen gegen die Mathematik anzukämpfen – ein völlig aussichtsloses Unterfangen. Das Einzige, was gelingt, ist eine zeitliche Verzögerung des zwangsläufig bitteren Endes, indem in großer Verzweiflung das getan wird, was ursächlich erst zu dieser Krise geführt hat: Immer weiter neues und ungedecktes Geld zu erzeugen. Seit wann kann denn ein Brand mit Feuer bekämpft werden?
Schuld an der eskalierenden Lage in Europa sollen jetzt angeblich die Ratingagenturen haben. Nun klar, derjenige, welcher laut und offen sagt, dass der Kaiser nackt ist, muss selbstverständlich der Bösewicht sein. Es gehört sich schließlich unter Mitspielern nicht, die Wahrheit des großen Lügenspiels zu offenbaren.
Dabei sollte niemand glauben, die Ratingagenturen würden überhaupt seriöse Bewertungen abgeben, denn diese lügen grundsätzlich immer, lediglich im Schweregrad unterscheiden sich ihre Lügen. Wie sonst könnte ein faktisch längst bankrotter Riesenstaat, namentlich die USA, noch immer ein Bestklasse-Rating besitzen? Das kann niemals mit rechten Dingen zugehen.
Im Augenblick kämpfen sie noch brav Seite an Seite, die Staatschefs der Eurozone und ihre EU-Handlanger, weil sie alle zusammen im selben lecken Boot sitzen und versuchen, das Wasser schneller hinauszuschöpfen, als es durch die löchrige Bootswand eindringt. Aber es wird der Moment kommen – vermutlich schon bald – ab dem die meisten Insassen von Bord fliehen und sich gegenseitig verraten werden, in der Hoffnung, so wenigstens noch ihren eigenen Kopf retten zu können.
Dann jedoch werden die verbliebenen Retter nicht mehr lange in der Lage sein, ihren Kahn über Wasser zu halten. Aus Freunden – oder besser gesagt sozialistischen Schicksalsgenossen – werden dann erbitterte Feinde. Vielleicht ist insofern tatsächlich etwas dran an der Behauptung, der Euro brächte uns Frieden in Europa. Zwar hat die Einführung des Euro keinen Frieden gebracht, der war vorher schon da, aber seine Zerstörung könnte unter Umständen zu ungeahnten politischen Verwerfungen führen.
Dies liegt in der Natur der Sache, denn wenn am Ende jedes Land auf sich allein gestellt ist, an die Pleitekandidaten keine Milliarden-Gelder mehr aus Brüssel fließen und die eigene Bevölkerung den Landesfürsten im Nacken sitzt, kann sich ganz schnell Gewalt entwickeln. Ob sich diese dann im eigenen Land gegen die jeweilige Regierung entlädt oder durch deren hinterhältige Manipulation der Öffentlichkeit auf externe Ziele gelenkt werden kann, werden wir sehen.
Zunächst könnte es jedoch durchaus sein, dass erneut eine überraschende Wende kommt und eine weitere Rettung gelingt. Allerdings keinesfalls mit der Lösung der Probleme, sondern wie gehabt mit einem kleinen zeitlichen Aufschub und einer verheerenderen späteren Wiederkehr der Krise. Ob die vorübergehende Rettung noch stärkere diktatorische Maßnahmen aus der Zentralregierung der EUdSSR oder gar Eurobonds sein werden, ist vollkommen gleich. Es sind alles nur hilflose Panikreaktionen.
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger wurde am 12.07.2011 vom Handelsblatt folgendermaßen zitiert:
„Wir werden erst Ruhe bekommen, wenn wir die Euro-Bonds kriegen“ […].
Weil das Gesamtsystem nicht mehr zu retten ist, sondern der finale Zusammenbruch lediglich vielleicht noch einige Zeit hinausgezögert werden kann, sollten nun auch die letzten halbherzigen Krisenzweifler lieber den Schritt wagen und sich für das Unvermeidbare wappnen, denn bald dürfte es zu spät dafür sein.
Wie immer bei solchen neuen Krisenhöhepunkten schießt dem einen oder anderen Schlafschaf dann plötzlich doch das Adrenalin durch die Adern, wenn es sich daran erinnert, was ihm ein guter Freund oder Bekannter bezüglich eines möglichen Crashs schon mehrfach erfolglos erklärte. Könnte es vielleicht doch alles wahr sein und uns droht ein gigantischer Zusammenbruch?
Leider handeln die meisten Menschen immer erst dann, wenn die Masse sich endlich in Bewegung gesetzt hat und es bereits zu spät ist. Sollten wir uns im Augenblick tatsächlich unmittelbar vor dem großen Knall befinden, dann ist für die Ablösung von Krediten oder den Verkauf von Immobilien kaum mehr genügend Zeit, ebenso für das Auflösen von Lebens- und Rentenversicherungen.
Vielleicht reicht die Zeit aber trotzdem noch für diejenigen, welche schnell handeln. Doch die allermeisten Menschen sind immer erst dann von einer Sache überzeugt, wenn diese vor ihren eigenen Augen geschieht. Das dürfte im Falle des großen Knalls jedoch zu einigen Problemen führen, um es einmal vorsichtig auszudrücken.
Vorsorge heißt genau deswegen Vorsorge, weil sie im Voraus geschieht und nicht unter großem Zeitdruck oder gar in wilder Panik. Wer trotz allem nicht an einen Crash, sondern an die Allmächtigkeit unserer Regierung glaubt, sollte sich bewusst sein, dass diese uns im schlimmsten Fall nicht helfen kann, ja im Grunde sogar überflüssig ist, wie wir am seit vielen Monaten kopflosen Belgien beispielhaft nachvollziehen können.
Die Frage stellt sich dabei: Wer steuert denn dann eigentlich ein Land? Jedenfalls nicht die Regierung, auch wenn sie so tut als ob. Es sind wohl eher die Bürger, zumindest diejenigen, welche die Dinge selbst in die Hand nehmen. Und das sollten am besten alle tun.
Kein Mensch weiß, wann das System zusammenbricht. Einige wissen allerdings, dass dies unweigerlich geschehen wird. Was nach dem Crash kommt, weiß wiederum ebenfalls niemand. Was wird genau geschehen? Wird es Chaos und Unruhen geben? Wird es Schwierigkeiten in der Versorgungslage der Bevölkerung geben? Wie lange wird diese Situation anhalten? Wird sie möglicherweise noch viel schlimmer eskalieren, z.B. in einen echten Krieg? Ausgeschlossen kann auch das nicht werden.
Auf alle nur denkbaren Eventualitäten kann natürlich kein Mensch vorbereitet sein. Aber zumindest das Naheliegendste sollte uns am Herzen liegen, die Sicherung unserer eigenen Versorgung, wenigstens auf Minimalniveau. „Krisenvorsorge“ lautet das Stichwort. Darüber, wieviel und inwieweit jeder für sich und seine Familie vorsorgen möchte, muss sich auch jeder selbst eigene Gedanken machen. Es gibt keine offiziellen Regeln dafür, denn wir sprechen hier von einer Ausnahmesituation, in der uns kein Staat behilflich sein wird. Nur die Eigenverantwortung zählt.
Niemand wird gezwungen, sich um seine persönliche Zukunft Gedanken zu machen. Aber zum einen ist die Zukunft manchmal sehr direkt und rücksichtslos und zum anderen ist es in der Zukunft nicht mehr möglich, mal eben zurück in die Vergangenheit zu reisen, um sich nachträglich doch noch ein paar Gedanken um die Zukunft zu machen. Wer das nicht kapiert, hat heute schon verloren.
Wir leben in einer Zeit, die auf das finale Ende hinausläuft. Wann uns dies genau bevorsteht, weiß niemand. Aber auch hier gilt, ein Zurückreisen in die Vergangenheit ist ausgeschlossen und wer auch hier die Vorsorge verpasste, hat ebenfalls verloren.
Ob es sich wirklich lohnt, das Risiko eines Totalverlustes – auch des Lebens – einzugehen, obwohl ständig vor dem Kommenden gewarnt wird, muss jeder selbst für sich entscheiden. In jedem Fall werden wir alle eines Tages wissen, was die Zukunft gebracht hat. Wohl dem, der diesem Tag gelassen entgegenblicken kann – in jeder Hinsicht.
Inhaltlich stimme ich dem Autor voll und ganz zu, wer Augen hat kann sehen, was abgeht. Die trotz augenscheinlichem Versagen dennoch gesungen Lobeshymnen erinnern schon fast an „Orwellsches Doppeldenk“.
Doch möchte ich auf einen kleinen Fehler hinweisen und zwar im 5ten Abschnitt: „Seit wann kann denn ein Brand mit Feuer bekämpft werden?“
Dies ist spätestens bei Waldbränden eine gängige Methode um dem Feuer die Nahrung zu nehmen – so gennante Brandschneißen.
Hat zwar nix an der Richtigkeit des Inhaltes des Artikels, wollt ich nur mal erwähnt wissen ;-)