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Was knabbert denn da an meinem Sparguthaben?

Sie ist kein Gespenst, wie häufig behauptet wird, sondern je nach Intensität für jeden spür- und sichtbar: Die Inflation. Zwar quält sie uns derzeit kaum oder nur mit scheinbar niedriger Rate, aber frisst sie nicht doch am Ende unser hart Erarbeitetes, unser Erspartes und damit unsere zukünftige Existenzgrundlage auf?

Was bedeutet Inflation eigentlich und wie lässt sich diese hinterhältige Gefahr richtig einschätzen? Ist sie womöglich auch dann schon bedrohlich, wenn sie noch gar nicht zur Hyperinflation aufgeflammt ist?

Wenn in unseren Medien von den offiziellen – und gelogenen – 2% Inflation gesprochen wird, klingt das zunächst ziemlich gering und relativ harmlos. Dabei ist den meisten Menschen gar nicht bewusst, was dies rechnerisch über einen mittelfristigen oder langen Zeitraum konkret bedeutet. Wer sein Geld unter seiner Matratze aufbewahrt, der kann nur dann von einem vollständigen Werterhalt dieses buntes Papiers ausgehen, wenn die Inflation bei genau 0% liegt. Das ist aber so gut wie nie der Fall.

Auf einem Sparbuch wird dagegen immerhin ein Minimalzins auf das Guthaben gezahlt, der aber in der Regel deutlich unter der realen Inflation liegt, das Geld also trotzdem allmählich entwertet. Wie schon eine kleine einstellige Inflationsrate pro Jahr auf längere Sicht Sparkapital, Löhne und monetäre Rücklagen vernichten kann, sehen Sie anhand der folgenden Zahlen.

Um ein Vermögen von 10.000 Euro auf nur noch effektiv 5.000 Euro Kaufkraft zu halbieren, dauert dies bei jährlichen

  • 2% Inflation ca. 35 Jahre
  • 3% Inflation ca. 24 Jahre
  • 4% Inflation ca. 18 Jahre
  • 5% Inflation ca. 14 Jahre
  • 6% Inflation ca. 12 Jahre
  • 7% Inflation ca. 10 Jahre
  • 8% Inflation ca. 9 Jahre
  • 9% Inflation ca. 8 Jahre
  • 10% Inflation ca. 7 Jahre
  • 12% Inflation ca. 6 Jahre
  • 15% Inflation ca. 5 Jahre
  • 20% Inflation ca. 4 Jahre
  • 25% Inflation ca. 3 Jahre

Wir empfinden gerade diese einstelligen Prozentwerte aber immer noch als einigermaßen harmlos, was jedoch trügerisch ist. Um die Bevölkerung nicht zu verunsichern – sehr diplomatisch ausgedrückt – werden drastisch ansteigende Inflationszahlen irgendwann monatlich und nicht mehr als jährliche Rate angegeben. Dadurch können wieder scheinbar beruhigendere einstellige Prozentwerte angegeben werden.

Doch dieses Spielchen funktioniert nicht auf Dauer. Bei einer entsprechenden Beschleunigung nutzt auch die Verkündung eines scheinbar niedrigen monatlichen Wertverlustes nichts mehr, die Panik beginnt definitiv irgendwann. Welchen effektiven Wertverlust monatliche Inflationsraten umgerechnet auf das Jahr ergeben, zeigt diese Aufstellung:

  • 2% monatliche Inflation entsprechen 27% im Jahr
  • 5% monatliche Inflation entsprechen 80% im Jahr
  • 6% monatliche Inflation entsprechen 101% im Jahr
  • 8% monatliche Inflation entsprechen 150% im Jahr
  • 10% monatliche Inflation entsprechen 213% im Jahr
  • 20% monatliche Inflation entsprechen 792% im Jahr
  • 22% monatliche Inflation entsprechen 987% im Jahr

Zum Verständnis: Eine Inflation von 100% entspricht einer Halbierung der Kaufkraft bzw. einer Verdoppelung der Preise, 200% einer Drittelung, 300% einer Viertelung usw. 1.000% Inflation ergeben daher eine Elftelung, sodass von 1.000 Euro ursprünglicher Kaufkraft schlicht nur noch rund 91 Euro übrigbleiben.

Nun sprechen unsere Statistikprofis in Berlin derzeit von einer sehr geringen Inflationsrate, wie der Focus am 11.02.2011 berichtete:

Steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise haben die deutsche Inflationsrate im Januar erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder auf die kritische Marke von 2,0 Prozent getrieben. […] Im Dezember lag die Teuerung bei 1,7 Prozent. Preistreiber waren erneut Heizöl und Kraftstoffe, Obst und Gemüse. Viele Versorger hoben zudem die Strompreise an.

Jeder Bürger, der regelmäßig seinen Kühlschrank und seinen Tank im Auto füllt, der weiß, dass diese 2% eine Lüge sind. Schauen wir uns die Haushalte mit geringem Einkommen an, dann sind für jene die größten Posten jeden Monat die Wohnungsnebenkosten, also Strom, Heizöl und Gas, die Kosten für Mobilität und die Lebensmittel. Für weiteren Konsum bleibt heute schon fast nichts mehr übrig bei einem immer größer werdenden Teil der Bevölkerung.

Würde daher der sogenannte statistische Warenkorb an diese Realität angepasst werden, wäre mit Sicherheit keine einstellige Inflationsrate mehr drin. Schon jetzt glauben viele Menschen nicht mehr, was die Statistikfälscher in Berlin ständig so vor sich hinlügen.

Schwerer haben es da die Regierenden in Großbritannien, denn deren offizielle Inflationsrate bewegt sich bereits auf dem doppelten Niveau, wie Die Presse am 16.02.2011 erklärte:

Die englische Notenbank löst Spekulationen aus, wonach sie den Leitzins […] erstmals seit dem Ausbruch der Finanzkrise erhöhen könnte. Wie die britischen Notenbanker am Mittwoch bekannt gaben, rechnen sie mit einer höheren Inflation, die Teuerungsrate werde bis Mitte des Jahres auf vier bis fünf Prozent steigen und bis Anfang 2013 wieder auf 1,7 Prozent zurückgehen.

Wodurch der Rückgang bis 2013 zustande kommen soll, ist fraglich. Es handelt sich bei dieser Aussage wohl eher um eine Beruhigungspille, damit die aktuelle Regierung bis zum Ende ihrer Amtszeit Ruhe vor diesbezüglichen Fragen hat: „Inflation? Nein, wir haben alles im Griff.“

Unsere direkten Nachbarn im Osten haben dagegen nichts mehr zu lachen. Nach Information von Pester Lloyd vom 17.02.2011 sieht es in Polen wie folgt aus:

Die Datenbank der Landwirtschaftlichen Marktinformation zeigt einen durchschnittlichen Anstieg der erzeugerseitigen Getreidepreise binnen eines Montas um 14% und eine Preisexplosion von 75% gegenüber dem Vorjahr. An der Spitze der Preisspirale steht der Weizen, dessen Preis sich mit +97% binnen 12 Monaten fast verdoppelt hat.

Wie wir es schon von der Schweinegrippe her kennen, scheinen die Polen etwas weniger belogen und manipuliert zu werden, auch in Bezug auf die Inflation. Obwohl wir für unsere Grundnahrungsmittel wirklich immer noch sehr günstige Preise bezahlen, decken sich diese Preissteigerungen doch viel eher mit unserer eigenen Einkaufserfahrung und sind Lichtjahre von den offiziellen Zahlen aus Berlin entfernt.

Noch weiter östlich wird bereits der oben genannte Trick angewandt, die monatliche anstatt der jährlichen Inflationsrate. Ria Novosti sprach am 10.02.2011 von nur 1,3% Inflation:

Laut der Ministerin für Wirtschaftsentwicklung und Handel Elwira Nabiullina steigen im Februar die Verbraucherpreise in Russland um 1,3 Prozent an, die Jahresinflation wird 2011 „eher bei sieben Prozent liegen“.

[…]

Wie Vize-Wirtschaftsminister Andrej Klepatsch zuvor der Presse mitgeteilt hatte, soll die Inflation zum Jahresende 2011 auf sieben bis acht Prozent anwachsen.

Unklar ist, ob damit nun die Preissteigerungen eines Monats oder eines Jahres gemeint sind. Anhand der hohen befürchteten Jahresinflation, dürften die 1,3% aber eher den monatlichen Anstieg bezeichnen.

Eine ähnliche Diskrepanz, wie wir sie zwischen der offziellen und der gefühlten realen Inflation spüren, erleben gerade die Argentinier. Zwar auf deutlich höherem Niveau, aber vom Prinzip her dasselbe. In der Süddeutschen wurde am 14.02.2011 der schwierige Stand der Südamerikaner näher beleuchtet:

Lebensmittel und Benzin werden immer teurer

Seit Jahren streiten die Regierung von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und ihre Gegner über die Zahlen. Das Kabinett Fernández-Kirchner ortete die Inflation für 2010 bei gut zehn Prozent, für Opposition, Unternehmer und Verbraucher waren es 25 bis 30 Prozent. In Südamerika verfällt das Geld nur in Venezuela noch schneller.

Inflation ist hinterhältig und auf den ersten Blick meist kaum zu erkennen, insbesondere bei den vermeintlich harmlosen Werten von wenigen Prozentpunkten pro Jahr. Dass aber auf diese Weise die Langzeitsparer ganz allmählich um einen Großteil ihrer Rücklagen betrogen werden, ist vielen Menschen überhaupt nicht bewusst. Und falls doch, dann zumeist erst dann, wenn es bereits zu spät ist, um noch gegenzusteuern.

Wir bewegen uns allerdings mit immer größerer Geschwindigkeit auf stark steigene Inflationsraten zu, sodass der Kaufkraftverlust in der breiten Bevölkerung mehr und mehr zu spüren ist. Dieser Effekt führt schlussendlich zu einer Selbstverstärkung, da die Menschen versuchen werden, ihr verbliebenes Vermögen irgendwie inflationssicher umzuschichten. Dadurch gewinnt der Preisanstieg immer mehr und immer schneller an Fahrt.

Wer noch viel Geld zu retten hat, der wird möglicherweise auch an Immobilien denken, aber dies sollte mit größter Vorsicht betrachtet werden in unserem derzeitig völlig überhitzten Immobilienmarkt. Wem dagegen wenig bis gar nichts bleibt, was an Geldvermögen umzuwandeln wäre, der sollte sich unbedingt zunächst seiner Schulden entledigen und sich für den Fall der Fälle – und auch um die noch kommenden Preissteigerungen etwas zu mildern – den Keller mit haltbaren Lebensmitteln füllen.

Es bleibt abzuwarten, wieviele Vorwarnungen wir noch erhalten werden, aber einmal kommt der große Knall auch zu uns. Ob das nun ein Börsen- oder Finanzcrash, ein Bürgeraufstand oder gar ein Krieg bzw. Ausläufer eines solchen sein werden, wir wissen es nicht. Aber Sie sollten dann, wenn es geschieht, keine Schweißausbrüche mehr bekommen, weil die Banken und Supermärkte „plötzlich und völlig unerwartet“ geschlossen haben.

7 Replies to “Was knabbert denn da an meinem Sparguthaben?”

  1. Selbst Frau Merkel war es klar, dass dieses Ponzi-Geldsystem zusammen- brechen muss. Anlasslich einer Fernsehdebatte zu Ihrer ersten Wahl als Bundeskanzlerin, wurde ihr von den Wirtschaftswissenschaftlern (ich glaube es war Prf.Kirchhoff) vorgehalten, dass das System am Ende ist und nicht mehr umkehrbar. Sie hätten dieses seit Jahren den Politikern immer wieder vorgetragen. Frau Merkels Antwort darauf: Das ist mir bekannt und ich weiß das auch. Aber ich bin Politikerin und als Politikerin muß ich es wenigstens versuchen.

    Dazu noch eine Aussage von Professor Biedenkopf, die er in einer Fernsehdokumentation gemacht hat, als er ca. 2 Jahre nicht mehr bei Henkel war: Wir haben als Politiker nur noch ca. 2 Jahre Zeit, die multinationalen Konzern in den Griff zu bekommen. Danach wird das nicht mehr möglich sein.

    Worüber brauchen wir da noch zu diskutieren. Seht zu, dass Ihr Euer Vermögen vor den Zugriffen des Staates schützt und packt Euch den Keller voll mit Lebensmittel. Man kann da wundervoll per Rotation nach Verfalldatum einen Bestand aufbauen.

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