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Steht die Krise vor einem Wendepunkt? Nach unten oder abwärts?

In den Medien wird zur Zeit von Verschlimmerung der Krise bis hin zum Aufschwung alles geboten. Nachdem jüngst die Zahlen von 2009 veröffentlicht wurden, spricht man von Rekordverlusten der Wirtschaftsleistung.

Doch sind wir wirklich schon durch das Tal hindurch? Kann sich die Situation wie aus dem Nichts überhaupt verbessern? Was werden wir erst hören, wenn die Achterbahnfahrt in den Abgrund so richtig beginnt?

Die derzeitige Bandbreite an Meinungen über die Krise könnte kaum größer sein. Am einen Ende ist davon die Rede, man habe die Krise bereits überwunden, doch genau gegenüber am anderen Ende werden die allerdunkelsten Szenarien diskutiert. Dürfen wir uns nun heraussuchen, auf welcher Seite wir stehen wollen? Genügt es, die Krise einfach kleinzureden?

Die Deutsche Welle informierte am 12.01.2010 über die Firma Airbus:

Trotz der Luftfahrtkrise konnte Airbus den Produktionsrekord von 483 Flugzeugen in 2008 nochmals um 15 Maschinen übertreffen. Davon kamen elf aus dem neuen Werk in China. „Das Krisenjahr 2009 war ein Erfolgsjahr für uns“, sagte Enders. Allerdings konnte Airbus den Mutterkonzern EADS nicht vor einem unerwartet starken Umsatzeinbruch von 43,3 auf 41,7 Milliarden Euro bewahren. Gallois sagte, der Rückgang sei vor allem auf die Dollar-Schwäche zurückzuführen.

So schlecht kann die Lage also nicht sein. Dennoch, verkaufte Flieger bedeuten nicht zwingend, dass sich die Kisten hinterher auch in der Luft befinden. Am 13.01.2010 berichtete der Focus:

Die deutsche Fluggesellschaft Blue Wings steckt tief in der Krise: Das Unternehmen bleibt wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten vorerst am Boden.

Die Handwerker in Schleswig-Holstein dagegen spüren die Krise nicht mehr. Das Hamburger Abendblatt titelte am 13.01.2010:

Handwerker jubeln: „Die Krise ist nicht mehr zu spüren“

Auch in der Gehirnwäscherei, sprich der Fernsehbranche, läuft es teilweise sehr gut. Digital Fernsehen dazu am 13.01.2010:

Trotz Krise immer mehr Fernsehkanäle in Europa

Straßburg – Trotz der weltweiten Finanzkrise boomt der Fernsehmarkt in Europa. Das geht aus einer Studie der Europäischen Union hervor.

Fragt sich nur, wer die ständig wachsende Menge an Müll überhaupt anschaut? Wahrscheinlich die arbeitslosen Männer, während ihre Damen Parfüm einkaufen. Laut derStandard vom 13.01.2010 hat nämlich Douglas nur wenig Probleme:

Douglas wächst auch in der Krise

[…]Dagegen musste der Konzern im Ausland zuletzt leichte Umsatzeinbußen hinnehmen. Vor allem in Spanien und Portugal, aber auch im Baltikum und in Ungarn traf die Krise die Douglas-Gruppe mit voller Wucht. Das Unternehmen will deshalb rund 50 seiner ausländischen Parfümerien schließen, bei denen es auch mittelfristig keine Perspektiven sieht.

Wenn man den Aufschwunglügen der Politik und der Wirtschafts-„Experten“ glaubt, dann kommt man eben zu dem Schluss, dass Parfüm weiterhin sehr gefragt sein wird. Warten Sie mal, diese Fehleinschätzung wird denen noch gewaltig stinken.

Neue Chancen zu wittern anstatt Lehren aus den eigenen Fehlern zu ziehen, das können nur Finanzinstitute. Im österreichischen Kurier stand am 13.01.2010:

Krise treibt Fusionen von Banken an

Geringere Profite wegen schwachen Wachstums könnten den Bankmarkt in Österreich aufmischen. Die Erste Bank gibt ihr Marktführerziel nicht auf.

Geboren zum Abzocken – da kommt wirklich jede Hilfe zu spät. Wenig kapiert hat auch das Manager Magazin, welches am 13.01.2010 „die Rezession des Jahres 2009 zu einem historischen Ereignis“ deklariert:

Die Bundesrepublik hat den schwersten Crash ihrer Geschichte hinter sich. Deutschlands Wirtschaftsleistung rutschte im Vorjahr um sage und schreibe 5 Prozent verglichen mit dem Jahr 2008 ins Minus. Das ist viel. Viel mehr sogar, als ältere Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg je aushalten mussten.

„Gut, dass dies nun überstanden ist.“ Dieser Satz fehlt noch am Ende des Artikels, denn der Autor scheint wirklich überzeugt zu sein, dass 2009 in Sachen Krise nicht mehr getoppt werden kann. Was ein Spaßvogel.

„Der Buchmarkt trotzt der Krise“ erklärte die CDU am 13.01.2010. Bücher haben den Vorteil, dass sie im Grunde kein Luxusgut und zudem günstig sind, sowie auch in Krisenzeiten durchaus viel Hilfe bieten können. Daher verwundert dieser Trend auch nicht wirklich.

Ganz anders bei den Luxusgütern, wozu auch die Möbelindustrie gehört. In der Epoch Times klagten die Hersteller am 13.01.2010 über hohen Umsatzrückgang:

Nach einem massiven Umsatzeinbruch 2009 erwartet die deutsche Möbelindustrie ein rasches Ende der Krise. […] Im vergangenen Jahr brach der Umsatz der Branche um rund 10 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro ein. Damit sei die Möbelindustrie auf das Niveau von 2006 zurückgeworfen worden, sagte Klaas.

Hoffen darf man natürlich. Gruseln tun sich dagegen die Großstädte, wie am 13.01.2010 in der FAZ zu lesen war:

Es muss schlimm stehen um die Finanzen der Stadt – und zwar um die der Stadt München. Sonst hätte der Kämmerer dort, ein vorsichtiger, zurückhaltender Mann namens Ernst Wolowicz, kaum von „gehobener Horrorliteratur“ gesprochen, als er kürzlich die Finanzplanung bis zum Jahr 2013 vorstellte. Der SPD-Politiker empfahl seinen Kollegen im Stadtrat, sich das Zahlenwerk an langen Winterabenden zu Gemüte zu führen, aber nur, „wenn Sie sich mal wirklich gruseln wollen“.

Städten und Gemeinden geht es gleichermaßen schlecht, aber sie sind damit nicht allein. Wenn nicht mehr groß investiert wird, werden z.B. auch weniger Schrauben gekauft. Die Würth-Gruppe verlor 2009 beträchtlich an Umsatz, wie die Welt am 13.01.2010 berichtete:

Der Handelskonzern Würth hat 2009 vor allem durch ein schlechtes Auslandsgeschäft beim Umsatz und Gewinn deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Allerdings hätten sich die Auftragseingänge mit einer Tendenz zum Wachstum wieder stabilisiert […].

Auch hier glaubt bzw. hofft man auf weiteren Aufschwung. Viel Glück beim Hoffen.

In der Märkischen Allgemeinen wurde am 13.01.2010 auf eine ganz andere Problematik aufmerksam gemacht:

Die Subventionen des Bundes sind im Jahr 2009 als Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise deutlich gestiegen. Wie aus dem 22. Subventionsbericht der Bundesregierung hervorgeht, den das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen hat, erhöhten sich die Subventionen 2009 um gut 6 Mrd EUR auf 29,5 Mrd EUR, nachdem sie 2008 moderat zurückgegangen waren. Dieser Anstieg sei im Wesentlichen auf die notwendigen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung zurückzuführen, hieß es aus dem Bundesfinanzministerium (BMF) dazu.

Sowas geht nicht lange gut. Subentionierung auf Dauer ist der größte Unsinn überhaupt. Was sich nicht irgendwann von selbst trägt, muss man sein lassen. Kein Unternehmer würde bzw. kann sich so ein Vorgehen leisten. Der Staat dagegen wirft einfach mit unserem Geld um sich.

Wohin die Krise noch führen wird, erzählte uns Ministerin von der Leyarbeiter am 13.01.2010 im Spiegel:

Die Wirtschaftskrise trifft Leiharbeiter besonders hart. Laut Bundesregierung haben 300.000 Personen ihren Job verloren. Arbeitsministerin von der Leyen lobte das Instrument dennoch: Mit Hilfe der Zeitarbeit könnten Unternehmen flexibel auf Auftragsflauten reagieren.

Sie weiß ganz genau, dass damit noch lange nicht Schluss ist. Die Kurzarbeit ist weder vorbei noch ist dies eine Lösung auf Dauer. Daher dürfen wir gespannt sein, welche dunklen Wolken dieses Jahr noch über den Arbeitsmarkt ziehen werden.

Krisensituationen führen zwar einerseits dazu, dass viele Menschen wieder näher zusammenrücken, aber es geschieht auch das Gegenteil. Manager fürchten um ihren Oberklasseluxus und scheinen dafür einiges zu riskieren. Die Finanznachrichten dazu am 13.01.2010:

Wirtschaftskriminalität unter Managern nimmt zu

Es scheint ja nach der Faustformel zuzugehen: Je härter die Wirtschaftskrise zuschlägt, desto krimineller wird das Verhalten von Topmanagern in den Teppichetagen der Unternehmen. […] Der Druck auf die Manager, auch in der Krise einigermaßen vernünftige Zahlen zu liefern, ließe die Wirtschaftskriminalität zu einem ernsthaften Problem anwachsen.

Diese Typen sollten ihrer eigenen Belegschaft ausgeliefert werden, damit diese sich nach französischer Manier herzlich und persönlich bei ihnen „bedanken“ können. Warten wirs ab, so ähnlich werden sich die Dinge noch ereignen, denn wenn der nächste Aufschwung Richtung Süden beginnt, dann wirds erst richtig ernst.

Glauben Sie den Medien und ihren Wirtschafts-„Experten“ besser nicht. Entweder sie schätzen die Lage unwissentlich völlig falsch ein oder aber sie lügen absichtlich. Die Realität können sie damit jedoch nicht aufhalten.

Wer verstanden hat, wie unser Geld- und Finanzsystem funktioniert, der weiß ganz genau, dass wir nicht mehr wählen können zwischen Aufschwung oder Absturz, sondern lediglich noch die Geschwindigkeit des weiteren Zusammenbruchs unbekannt ist.

8 Replies to “Steht die Krise vor einem Wendepunkt? Nach unten oder abwärts?”

  1. Es ist schon bemerkenswert wie sie einem erst eine Ohrfeige geben und dann mit einer Karotte kommen. Man darf doch nicht gleich den Kopf haengen lassen und die Flinte ins Korn schmeissen. Es wird schon wieder auffwaertzgenen, jedoch erst nach einer rassanten haarestreubenden Talfahrt, wie auf der Kirmis wo dann aufeinmal der Boden unter den Fuessen verschwindet und man keine andere Wahl hat ganz einfach die Katastrophe hinnehmen muss, wie es doch kommen muss. Das wir die Kriese ueberwunden haben ist doch offensichtlich, jedoch koennte man das meiner Grossmutter auch schreiben.

  2. wie heißt ein bekanntes Sprichwort:“Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ Ob das Sprichwort hält was es für viele erhofft,wird sich bald herausstellen!
    Gruß

  3. – bei den Äußerungen der Unternehmen ( z.B. Möbelindustrie / Maschinenbau ) ist wichtig zu bemerken , daß man immer nur von Auftragseingang (?) Umsatz etc. spricht !
    – sicher ist , das der Auftragseingang nur durch massive zusätzliche Preisnachlässe überhaupt möglich ist d.h. die Gewinne gehen gegen Null oder ins Minus, was schnell viele Arbeitsplätze kosten wird

    – dies ist eine indirekte Abwrackprämie welche die Unternehmen gewähren
    – d.h. im Möbelhaus ( die mit dem roten Stuhl ) werden Rabatte auf den Listenpreis von 50% und mehr angeboten
    – dies führt zu spontankäufen seitens des Verbrauchers , was sich aber
    in der Zeit danach als Umsatzein(zusammen)bruch zeigen wird !

  4. das gewese um krise hin,- krise her,- kann ich schon nicht mehr hören!- die einzigen,- die wirklich die krise haben,- und das schon seit zig jahren,- sind wir!- die kleinen Leute- mit geringstem einkommen!—und da wird sich erfahrungsgemäß eh niemals was dran ändern!- die dekadente spaßgesellschaft der oberen zehntausend,- die man uns zum hohn ja stets im fernsehmüll vorführt amüsiert sich nach wie vor prächtig!- und auch daran wird sich erfahrungsgemäß niemals was ändern!—also hört endlich auf über krise zu reden!—-wer unten ist bleibt unten,- wer oben ist bleibt oben!—–ich bin unten,- wie viele andere auch,—-und mit dem krisengewäsch macht ihr unsereiner nur unbegründet hoffnung das auch den vollgefressenen pfeffersäcken irgendwann mal gehörig feuer unterm hintern gemacht wird!—wie gesagt- unbegründete hoffnung!

  5. Einer schreibts :

    Helmut Schmidt – Banken machen schon wieder dieselben Fehler
    13.01.2010: Hamburg/DIE ZEIT/MVregio Der Altkanzler und ZEIT-Herausgeber Helmut Schmidt (91, Foto), hält die Folgen der Weltwirtschaftskrise für noch nicht überwunden. Einige Banken fingen „schon wieder an, sich aufzuspielen und unglaubliche Bonifikationen auszuzahlen“…

    Viel Vergnügen damit…

  6. Wäre es auch hier nicht richtiger von einer Alliiertenverwaltungsregierung für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet dieser zu sprechen, als von einer Bundesregierung ?

    Mal scharf darüber nachdenken und die Wahrheiten der Geschichte nicht vergessen.

    Viel Glück

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