© RainerSturm / pixelio.de

Prost Mahlzeit: Dekadent bis zum bitteren Ende

Unsere moderne und entwickelte Welt will auch gekonnt modern gelebt und geliebt werden, denn der einfache Pöbel weiß all die großartigen soziokulturellen Errungenschaften meist überhaupt nicht zu schätzen.

Um ein bisschen auf den Geschmack der elitären Klasse zu kommen, erhalten Sie heute ein Rezept zum Nachkochen. Es mag zwar nicht jedermanns Geschmack sein, aber es ist in jedem Fall ein Abenteuer für den politisch inkorrekten Gaumen.

Wer sich wirklich zur modernen Gesellschaft zugehörig fühlen möchte, der muss selbstverständlich auch das volle Programm oder besser Festmahl zu genießen wissen. Das nachfolgende Menü sollte von Ihnen nur verzehrt werden, wenn Sie über einen guten Magen und freien Weg zur Toilette verfügen.

Beginnen wir mit der Vorspeise. Sie wurde am 06.07.2011 vom Spiegel serviert, ein echter Klassiker:

Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat am Mittwoch endgültig grünes Licht für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses gegeben. Die Abgeordneten stimmten mit überwältigender Mehrheit dem Kostenanstieg um 38 Millionen Euro zu.

[…]

Insgesamt soll das Mammutprojekt jetzt 590 Millionen Euro kosten.

Bitte, nicht gleich rot anlaufen vor Zorn, so scharf war das doch gar nicht. Eine gute halbe Milliarde Euro beträgt ja mittlerweile schon der Tagesbedarf eines kleinen Euro-Pleitelandes an lebensnotwendigen Finanzvitaminen. Da sollte so ein kleines linksgrünes Prunkschlösschen mitten im schwulen Herzen von Berlin wohl kaum aus finanzieller Notlage heraus geopfert werden müssen – Stichwort ESM-Portokasse.

Den ersten Teil des Hauptgangs durfte ebenfalls der Spiegel mit einem weiteren Artikel vom 06.07.2011 liefern:

Der baden-württembergische CDU-Landtagsabgeordnete Matthias Pröfrock hat in seiner Dissertation in erheblichem Umfang aus dem Internet kopiert und die Stellen nicht kenntlich gemacht. Die Uni Tübingen entzog ihm darum jetzt den Doktor. Parlamentsfrischling Pröfrock will sein Mandat nicht aufgeben.

Weil die Geschmacksnerven eines vorbildlichen Gutmenschen heutzutage nur mehr schwer zwischen übel und ganz übel unterscheiden können, kommt der widerliche Beigeschmack des CDU-Parlamentariers kaum zur Geltung.

Als Geschmacksverstärker hilft in diesem Falle Vroniplag, welches 53% aller Seiten der Doktor-„Arbeit“ Pröfrocks als Plagiate enttarnte. Wer trotzdem noch immer nichts schmeckt, der möge mit den Worten des Plagiators selbst nachwürzen:

Besonders wichtig ist mir zu betonen, dass ich diese Fehler nicht in der Absicht gemacht habe zu täuschen.

[…]

Den Wählerinnen und Wählern, die mir bei der Landtagswahl das Direktmandat anvertraut haben, verspreche ich, alles daran zu setzen, verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen.

Selbstverständlich hatte niemand, insbesondere der Doktorand nicht, die Absicht, den Geschmack des Gerichts negativ zu verfälschen. Zumindest sollte der Geruch – oder wie die Schwaben sagen „das Gschmäckle“ – eigentlich nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

Geschmacklich perfekt auf diesen ersten Hauptgang abgestimmt war der Beitrag des Handelsblatts vom 15.07.2011:

Besonders oft haben FDP-Politiker in ihren Dissertationen geschummelt.

[…]

„Ich halte das nicht für symptomatisch für die FDP. Die haben halt Pech gehabt.“

Manches Mal greift der Koch sogar absichtlich zum falschen Gewürz – der Gast hat dann eben Pech gehabt. Schließlich sollte das versalzene Gericht doch niemals ins Restaurant der Medien gelangen.

Wer es richtig herzhaft, scharf und feurig mag, der wird den dritten Teil des Hauptgangs mögen, den die Welt am 13.07.2011 liebevoll zubereitete:

Dieter Lenzen liebt Herausforderungen. […] Doch derzeit macht er sich Sorgen um den Ruf des Doktortitels.

[…]

Glauben Sie mir, so leicht erschüttert mich nichts. Aber es ist schon auffällig, dass diese Betrüger so häufig Politiker werden. Oder umgekehrt, dass sich unter Politikern eine auffällige Zahl von Plagiatoren befindet. […] Diese Menschen, egal, was aus ihnen geworden ist, beschädigen das Ansehen der Wissenschaft in Deutschland.

Diese widerwärtig faulig schimmlige Geschmacksnote kam Ihnen gleich bekannt vor und Sie ahnen bereits, woher? Richtig, aus der Fernsehküche, denn dort treten diese Gauner mit der modrigen Würze am häufigsten auf und entfalten ihr ekelhaftes Aroma am liebsten in den 20 Uhr Nachrichten.

Nach dem Hauptgang bietet sich zunächst ein leichtes Dessert an, was die Tagesschau am 10.05.2011 vorzüglich komponierte:

Die obersten EU-Richter haben in einem Grundsatzurteil die Rechte gleichgeschlechtlicher Lebenspartner gestärkt. Schwule und Lesben, die in einer eingetragenen Partnerschaft leben, haben demnach die gleichen Rentenansprüche wie Mann und Frau in einer Ehe.

Der durchdringend schwul-lesbische Nachgeschmack ist beabsichtigt und wird Sie bis auf die Toilette begleiten – sowohl oben wie auch unten. Aber Sie müssen zugeben, besonders vom Hocker gerissen hat Sie diese Komposition nicht, da sie schon etwas ausgelutscht schmeckte.

Wesentlich kerniger dagegen dürfte Ihnen der zweite Dessertgang munden, welcher Ihnen von der Bild am 22.05.2011 höchstpersönlich serviert wurde:

In vielen EU-Ländern wird Inzest schon jetzt nicht mehr strafrechtlich verfolgt, etwa in Frankreich, Spanien, Belgien, Holland, Luxemburg oder Portugal.

Denkbar, dass das Inzestverbot demnächst auch in Deutschland kippt.

Sie spüren das Kribbeln im Hals, das Ziehen im Magen und den übergroßen Würgereiz? Kein Wunder, die Meisterköche der politisch korrekten Perversionen geben sich seit Jahren wirklich große Mühe, jedem geschmackssensiblen Bürger auch noch den letzten Rest an Appetit zu verderben.

Die Krönung des Nachtischs ist eine echte Spezialität aus Übersee, welche Ihnen am 12.08.2011 von der Badischen Zeitung gereicht wurde:

Sind Ernie & Bert aus der Sesamstraße schwul? […] Tausende fordern für die Plüsch-Puppen eine Homo-Hochzeit.

[…]

Medien in Amerika und weltweit greifen die Debatte um Ernie & Bert eifrig auf. Und in Online-Diskussionsforen sprechen sich viele Leute für und gegen die Homo-Hochzeit der Plüsch-Puppen aus. Einige finden, dass die Kinder-Lieblinge eindeutig nur Mitbewohner sind, andere sehen in ihnen zweifelsfrei ein Paar.

Dankenswerter Weise nahmen sich die eifrigen Köche aus Amerika diesem Spezialgericht an, um das entmutigte Volk etwas von seiner faden Wirtschaftsdepression abzulenken, denn bei derartigem Hochgenuss an Geschmacksverirrung vergisst selbst der ärmlichste Hamburger-Esser seine üblichen Sorgen.

Dieses mehrgängige Menü der kulinarischen Widerwärtigkeiten ist keineswegs ein seltener Sonntagsbraten, sondern wird uns mittlerweile jeden Tag serviert. Lediglich in der Wahl und Reihenfolge der Zutaten unterscheiden sich die verschiedenen Variationen, aber der Geschmack ist stets derselbe und führt bei jedem Menschen mit gutbürgerlichem Magen sofort zu mehrtägigem Durchfall und Dauer-Erbrechen.

Lassen Sie sich bloß nicht beirren, weil ständig Ihr Magen verrücktspielt. Es liegt nicht an Ihnen, sondern an dem verdorbenen Essen, was Ihnen zugemutet wird. Wer sich diesem Bodensatz entziehen möchte, hat leider nicht mehr viele Alternativen, denn wohin kann noch geflüchtet werden? Diese Küche schmeckt nämlich inzwischen fast überall gleich schrecklich.

Unsere westliche Welt befindet sich in endzeitlicher Dauerdekadenz. Da hilft auch keine Großpackung „Renni räumt den Magen auf“, denn zunächst müssen die verdorbene Nahrung in der Mülltonne entsorgt und die perversen Köche endgültig verjagt werden. Zum Glück geschieht das schon bald.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert